Was bedeutet Mindset und kann man es verändern?

Mindset ist einer dieser englischen Begriffe, die vielfältig übersetzt werden können. Im Allgemeinen hat es folgende Bedeutung:

  • Denkweise
  • Einstellung
  • Glaubenssätze
  • Haltung
  • Lebensphilosophie
  • Mentalität
  • Orientierung
  • Weltanschauung

Wie wir Informationen filtern

Unsere Einstellung zu bestimmten Themen, wie wir denken, fühlen und handeln, hängt wechselseitig zusammen und ist geprägt von Erfahrungen, die wir gemacht haben. Dazu gehören natürlich Positive, die uns in bestimmten Bereichen ermutigen und bestärken, und ebenso Negative, die dazu führen können, dass wir uns einige Dinge nicht zutrauen.

Vielleicht hat jemand in der Schule ein Referat vortragen sollen und angefangen zu stottern. Das löste bei Klassenkameraden Unmut und genervte Reaktionen aus. In der Konsequenz hat dies bei der Person im Laufe der Zeit dazu geführt, dass sie sich für einen schlechten Redner hält und fortan solche Gelegenheiten, das Wort zu ergreifen, meidet.

Wären die Erfahrungen hingegen anders verlaufen, hätte dies womöglich eine wesentlich selbstbewusstere Persönlichkeit hervorgebracht, die um ihre Fähigkeiten weiß und sie gezielt einsetzt. Ein Mindset arbeitet also vor dem Hintergrund unserer Prägungen wie ein Filter, der bestimmt, wie wir unsere Umgebung, aber vor allem unsere eigenen Möglichkeiten wahrnehmen. Unser Mindset ist dabei nicht etwas Angeborenes, sondern wird durch die Erfahrungen, die wir in unserem Leben machen, geprägt. Damit sind die guten Erfahrungen gemeint, die uns stärken und motivieren. Aber auch die negativen, die unser Selbstwertgefühl mindern. Wir lernen unser Mindset also, und durch Erfahrungen festigt sich unsere Einstellung.

Zwei Arten des Mindsets

Carol Dweck, eine US-Amerikanische Professorin für Psychologie und Motivationsforscherin, befasste sich in mehreren Studien damit, wie Menschen mit Herausforderungen und Niederlagen umgehen. Dabei stellte sie die Bedeutung des Mindsets heraus. Ihrer Theorie nach gibt es zwei Formen des Mindsets: Das Growth Mindset und das Fixed Mindset.

Beispiel: die zwei Seiten des Lobes

Man sollte ja meinen, dass Lob eine zentrale Rolle im Erfahrungsschatz eines Menschen spielt. Zumal so ziemlich jeder Coach immer wieder – zurecht – betont, wie wichtig positives Feedback, Lob und Anerkennung für die Motivation der Mitarbeiter ist.

Tatsächlich kann Lob aber je nach Ausformung unterschiedliche Effekte haben, gerade Heranwachsende reagieren sehr sensibel. Die Studien von Carol Dweck untersuchten das Verhalten von Grundschulkindern in zwei Gruppen, die Aufgaben lösen mussten. Den Teilnehmern der einen Gruppe wurde nach Lösen der Aufgaben gesagt, dass sie sehr klug seien, bei der anderen Gruppe wurden hingegen die Anstrengungen gelobt. Danach wurde das Mindset der Schüler erfasst, indem sie folgender Aussage zustimmen oder widersprechen konnten: „Intelligenz ist etwas Fundamentales, das nicht wirklich verändert werden kann.“

Mindeset - Lob Harald Breitenbaumer Coaching

Es zeigte sich ein deutlicher Unterschied zwischen solchen Kindern, die für ihre Intelligenz gelobt wurden und solchen, die für Ihre Anstrengungen gelobt wurden: Erstere stimmten überwiegend der Aussage zu, die anderen nicht. Erstere sahen sich als talentiert, während die zweite Gruppe, die für ihre Anstrengungen gelobt worden war, vor allem ihre Fähigkeiten und ihr Wissen betonten und der Überzeugung waren, dass sie Dinge durch Anstrengung und Lernen erreichen können.

Schüler, die nur für ihre Intelligenz gelobt wurden, verloren das Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten ebenso wie den Spaß an den Aufgaben, sobald sie mit schwierigeren Aufgaben konfrontiert wurden. Sie kamen durch das Lob zu dem Ergebnis: Wenn Erfolg bedeutet, dass sie klug sind, dann bedeutet das Ringen um eine Lösung, dass sie offensichtlich nicht klug sind. Natürlich hatte das Lob zu jedem Zeitpunkt den Zweck, das Selbstvertrauen und die Motivation zu stärken, aber es konnte anhand der Versuche nachgewiesen werden, dass nur das „richtige“ Lob diesen Zweck erfüllt.

Das Fixed Mindset

„Fixed“ bedeutet im Deutschen soviel wie „fest“ oder „unflexibel“. Menschen mit einem Fixed Mindset sind eher der Überzeugung, Fähigkeiten beruhen auf angeborenem Talent und Begabung. Das bedeutet, bei Misserfolgen wird das vermeintliche Scheitern eher auf fehlendes Talent zurückgeführt. Außerdem lernen diejenigen mit einem Fixed Mindset für eine anschließende Belohnung, wie beispielsweise eine gute Note, bessere Aufstiegschancen oder Lob. Fehler werten sie dagegen persönliches Manko. Dieses starre Selbstbild führt dazu, dass gedanklich unflexible Menschen wenig Risiko eingehen und sich eher vor neuen Herausforderungen scheuen.

Das Growth Mindset

Das Growth Mindset („growth“ = „Wachstum“) kann man auch als dynamisches Wachstumsdenken beschreiben. Denn hierbei ist das Selbstbild nicht starr und festgelegt, sondern fokussiert sich auf Weiterentwicklung. Menschen mit einem Growth Mindset glauben weniger an Begabung, sondern daran, durch Wiederholung und Lernen ihre Fähigkeiten zu verbessern. Eine solche Denkweise führt dazu, dass Lernen um des Lernens Willen geschieht. Nicht das Ziel ist hierbei wichtig, sondern der Fortschritt und ein wachsendes Verständnis. Fehler sind keine Strafe oder gar die Schuld der eigenen Person, sondern werden als Chance angesehen über sich selbst hinauszuwachsen.

Mit so einem dynamischen Denken stützen wir unseren positiven Selbstwert. Wir geben nicht uns selbst oder unserem fehlenden Talent Schuld an Fehlern. Im Gegenteil, es bietet die Möglichkeit die eigene Selbstwirksamkeit zu stärken. Wir lernen, dass wir selbst etwas erreichen können.

Die Auswirkungen des persönlichen Mindsets

 Menschen mit einem starren Mindset sagen, dass sie…

  • Herausforderungen vermeiden, wenn sie Niederlagen befürchten
  • nicht gut mit diesen Niederlagen umgehen können
  • versuchen, diese Niederlagen zu verbergen
  • überzeugt davon sind, nur auf einem Gebiet begabt zu sein (zum Beispiel Mathegenie versus Sprachgenie)
  • negative Glaubenssätze innerlich häufig wiederholen

Im Gegensatz dazu ist bei Menschen mit dynamischen Mindset zu beobachten, dass sie…

  • wissbegierig und neugierig darauf sind, etwas Neues zu erlernen
  • wissen, dass Anstrengungen dafür nötig sind, um etwas zu erreichen
  • Fehler machen als Chance sehen, etwas daraus zu lernen
  • ihre Schwächen kennen, aber daran arbeiten
  • Herausforderungen lieben
  • offen für neue Erfahrungen und Wege des Lernens sind

Persönlichkeiten mit einem Growth Mindset strengen sich also wesentlich häufiger an, trotz Niederlagen. Ihre Frustrationstoleranz ist offenbar deutlich höher. Menschen mit dieser Einstellung halten sich nicht unbedingt für hochbegabt, aber sie sind der Überzeugung, dass jeder besser werden kann, wenn er daran arbeitet.

Selbstwirksamkeit als wichtige Säule

Die Gegenüberstellung von einem Fixed Mindset gegenüber einem Growth Mindset zeigt, dass unsere Einstellung einen großen Einfluss auf unseren Umgang mit Hürden und den eigenen Erfolg hat. Die persönliche Widerstandskraft (Resilienz) und das Mindset sind dabei eng miteinander verbunden. Das bedeutet zwar nicht, dass jeder Mensch die gleichen Fähigkeiten besitzt. Mit der Theorie des Growth Mindset möchte Dweck vielmehr sagen: Jeder Mensch hat das Potential seine Fähigkeiten zu verbessern.

Zum Beispiel galten heutige erfolgreiche Leistungssportler früher als unsportlich und durchschnittlich begabte Wissenschaftler brachten bahnbrechende Erkenntnisse – Beides durch den Willen zu Lernen.

Der wichtigste Faktor hierbei ist die Selbstwirksamkeit. Sie ist eine der sieben Säulen der Resilienz und stärkt unser mentales Immunsystem. Mit der Haltung, dass wir selbst für unseren Erfolg verantwortlich sind, begeben wir uns in eine aktive Rolle. Das heißt wir schreiben uns Erfolge selbst zu und Belohnen uns dafür.

Anfangen sollten Sie dabei mit folgenden Tipps:

  • Seien Sie offen für Neues.

Fehler zu machen gehört zum Leben dazu, Rückschläge ebenfalls. Sprichwörter wie Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. drücken genau das aus: Wenn Sie etwas erreichen wollen, müssen Sie etwas dafür tun, aktiv werden. Dazu gehört nicht nur die Bereitschaft, Neues zu lernen, sondern auch neue Wege zu beschreiten; wenn etwas auf eine Art nicht funktioniert hat, kann es immer noch auf eine andere Art funktionieren.

  • Haben Sie Geduld.

Viele neigen dazu, sich mit negativen Glaubenssätzen selbst zurückzuhalten, indem sie in Gedanken immer die alten Erfahrungen oder Zuschreibungen wiederholen: Ich kann das nicht. Ich bin zu ungeschickt/dumm… Setzen Sie einen Riegel davor. Noch können Sie vielleicht eine bestimmte Aufgabe nicht bewältigen. Das heißt aber nicht, dass das so bleibt – aber Sie müssen sich gewissermaßen selbst anfeuern.

  • Nehmen Sie die Herausforderung an.

Sollten Sie auf der Arbeit eine Aufgabe zugewiesen bekommen, die Ihnen schwierig erscheint und womit Sie nicht vertraut sind, versuchen Sie es dennoch. Auch wenn es mühevoll ist, werden Sie beim nächsten Mal damit besser zurechtkommen. Bemühen Sie sich, dann werden Sie auch Fortschritte erzielen.

  • Bleiben Sie realistisch.

Werden Sie in Ihren Ansprüchen nicht zu perfektionistisch. Es gibt immer etwas zu verbessern. Aber Sie können sich am Pareto-Prinzip orientieren. Trainieren Sie Ihre Fähigkeiten und versuchen Sie, neue hinzuzulernen.

  • Lernen Sie mit Rückschlägen umzugehen.

Nur weil etwas nicht auf Anhieb klappt, heißt es nicht, dass Sie versagt haben, Sie müssen vielleicht lediglich einen anderen Ansatz wählen. Sagen Sie sich, dass Sie es fast geschafft haben. Aber am allerwichtigsten:

  • Feiern Sie Ihre Erfolge.

Nicht nur die großen, sondern auch die kleinen. Schritt für Schritt arbeiten Sie sich voran und das sollten Sie auch gebührend anerkennen.

Eigenes Verhalten zu verändern ist ein laufender Prozess. In einem Coaching mit Harald Breitenbaumer können Sie Ihre persönlichen Muster reflektieren und wichtige Schritte für eine positive Veränderung setzen.